Der Landesbetrieb Wald und Holz NRW und die Stadt Bad Honnef haben gemeinsam im Waldgebiet Hartenbruch einen neuen, ökologisch optimierten Rohrdurchlass eingebaut.
Im Siebengebirge gibt es eine Vielzahl von kleinen Bächen und Fließgewässern, die an manchen Stellen von Waldwegen überquert werden. Diese Bäche führen im Regelfall kühles und nährstoffarmes Wasser und bilden einen besonderen Lebensraum mit speziell an diese Bedingungen angepassten Pflanzen wie beispielsweise dem Milzkraut und Tieren wie etwa der Libelle Zweigestreifte Quelljungfer oder dem Feuersalamander.
Die meisten Wege entstammen einer intensive Ausbauphase vor ca. 60 bis 70 Jahren im Zuge des Wirtschaftswunders nach dem Zweiten Weltkrieg. Damals wurden an Querungsstellen der Fließgewässer unter den Wegen aus Unkenntnis heraus einfache glattwandige Betonrohre gelegt, um den Bachlauf funktional unter dem Weg durchzuleiten. Am Rohrausgang stürzt das Wasser dann wie bei einem kleinen Wasserfall herab in den tiefer liegenden Bach (sog. Sohlabsturz). Diese Situation ist auch heute noch an vielen Stellen im Siebengebirge vorzufinden.
„Solche glattwandigen Betonrohre mit dem Sohlabsturz haben den großen Nachteil, dass Kleinstlebewesen wie Wasserinsekten wie etwa der Bachflohkrebs und die Eintagsfliegenlarve, aber auch Kleinfische (Groppen) diese Stellen nicht überwinden können“, erklärt Stephan Schütte, Forstamtsleiter im Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft von Wald und Holz NRW: „Dadurch wird die Durchgängigkeit des Ökosystems Fließgewässer unterbunden und das Gewässer segmentiert. Fließgewässer sind die „Lebensadern der Landschaft“ und sollten im optimalen Fall für alle Organismen von der Quelle bis zu Mündung durchgängig sein. Dabei ist eine Kiesschicht als Gewässersohle besonders wichtig, weil in diesem strömungsarmen Bereich insbesondere die Kleinstlebewesen „wandern“ können.“
Vor diesem Hintergrund haben jetzt die Stadt Bad Honnef und das Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft einen Rohrdurchlass eines kleinen Waldbaches im Waldbereich Hartenbruch genau an der Grenze zwischen Stadtwald und Staatswald erneuert, erklärt Georg Pieper, Förster der Stadt Bad Honnef: „Der alte Rohrdurchlass wies altersbedingt starke Schäden auf und war an einer Stelle eingestürzt.
Stephan Schütte, Leiter des Regionalforstamtes Rhein-Sieg-Erft, erklärte anhand einer Skizze die Besonderheiten des neuen Rohrdurchlasses.
Um die Durchgängigkeit von Kleinstlebewesen wieder zu ermöglichen, wurde der neue Durchlass so tief eingebaut, dass sich auf dem Boden des Rohres eine circa 10 bis 30 cm natürliche Sedimentschicht aus Sand, Kies uns kleinen Steinen entwickeln kann – praktisch ein natürliches Gewässerbett.“ Am Rohrausgang wurde eine Schüttung aus Wasserbausteinen angelegt, um den Sohlabsturz zu unterbinden.
Die folgende Skizze zeigt das Prinzip beim Umbau von Rohrdurchlässen:
Kleine Bachtäler werden gerne von Wildtieren wie der Wildkatze, dem Marder, Igel und dem Fuchs als Wanderstrecken benutzt. Damit diese Tiere ebenfalls gut das Rohr durchqueren können, wurde als weitere Maßnahme in in das neue Rohr ein „Weg für Säugetiere“ seitlich mit eingebaut.
Die Umsetzung der Maßnahme war zeit- und kostenaufwändig, erinnert Förster Georg Pieper: „Zunächst musste eine fachliche Planung erstellt werden, auf deren Grundlage dann die wasserrechtliche und naturschutzrechtliche Genehmigung beim Rhein-Sieg-Kreis einzuholen war.“ Anschließend wurde die Bauleistung ausgeschrieben und jetzt im Winterhalbjahr durch ein Fachunternehmen unter Aufsicht von Stadtförster Georg Pieper durchgeführt. Die Gesamtkosten einschließlich der Planung betrugen rund 84 000 €, die sich die Stadt und das Regionalforstamt gleichmäßig teilen.
Der neue Rohrdurchlass verfügt über einen viel größeren und für Starkregenereignisse vorbereiteten Durchmesser. Im Durchlass gibt es einen erhöhten Weg für Säugetiere wie Igel, Fuchs, Wildkatze oder Marder, die häufig einem Gewässerverlauf folgen. Am Ausgang des Durchlasses sorgt ein massiver Steinriegel dafür, dass das sogenannte Geschiebe von Steinen am Rohrausgang gebremst wird.
Ein Rückbau des Weges mit Verzicht des Rohrdurchlasses ist aus mehreren Gründen am Hartenbruch nicht möglich gewesen, erklären Forstamtsleiter Stephan Schütte und Stadtförster Georg Pieper: Zum einen handelt es sich bei dem dort verlaufenden Weg, der sogenannten Kohlstraße, um eine zentrale Verbindung zwischen dem oberen Schmelztal und Ittenbach. Der Weg ist für die Waldpflege, Forstarbeiten, den Waldbrandschutz, als Rettungsweg von zentraler Bedeutung, weshalb der Rückbau bzw. der Ersatz durch eine Furt nicht möglich waren. Auch für Wanderer und Radfahrer ist der Weg eine wichtige Verbindung. Nicht zuletzt sprachen topografische Gründe gegen die Anlage einer Furt, da der Weg hier in einer sogenannten Dammlage geführt wird.
Das Forstamt Rhein-Sieg-Erft und der Stadtwald Bad Honnef setzen sich im Zuge der täglichen Pflegearbeiten im Wald gezielt dafür ein, die ökologische Vielfalt im Naturschutzgebiet Siebengebirge durch gezielte Maßnahmen immer weiter zu verbessern ohne dabei auch die weiteren zentralen Waldfunktionen wie die Produktion des nachwachsenden Rohstoffes Holz, die Sicherstellung von Rettungswegen sowie die Erholungsfunktion des Waldes für die Bürger*Innen aus dem Auge zu verlieren.