Das Organisationsteam hatte den Thementag “Frauen und Finanzen” organisiert (von links): Michalina Kuska (Frauen Union), Ursula Voll (Katholische Frauen Deutschland), Jaqueline Michal (Frauenzentrum Bad Honnef), Iris Schwarz (Gleichstellungsbeauftragte), Evita Reinlein (SPD-Frauen), Johanna Samaras (VHS Siebengebirge), Anne Wegner (Amnesty International), Sarah Jäger (Bündnis für Familie), Birte Karst (Die Grünen), Ulla Studthoff (SPD-Frauen).
Anlässlich des Weltfrauentages hatte das Frauenforum Bad Honnef zu einem Informationstag rund um die Themen Frauen und Finanzen eingeladen. Zahlreiche Frauen sowie ein Herr hatten sich im Rathaus eingefunden um sich zu informieren, aber auch um Kontakte zu knüpfen. Neben den Vorträgen trug ein gut bestückter Büchertisch der Stadtbücherei zum Informationsangebot bei. Hieri konnte man sich Bücher, die zum Thema ausleihbar sind, erst einmal anschauen.
Bereits im Impulsvortrag von Dr. Birgit Happel,Soziologin und Bankkauffrau, sowie Autorin des Buches „Auf Kosten der Mütter“. wurde deutlich, dass das Thema breit gestreut ist. Es fängt bei der Ermutigung zur finanziellen Selbstbestimmung der Frauen an. Dazu gehören Forderungen nach Equal Pay (= geschlechtergerechte Bezahlung) aber insbesondere auch das Eintreten für das Recht auf die eigene Zukunftsvorsorge bzw. finanzielle Absicherung fürs Alter, wenn wegen Elternzeit / Familienzeit einer Erwerbstätigkeit nicht oder nicht vollzeitig nachgegangen werden kann.
Die Bankfachwirtin und Betriebswirtin Claudia Spehn ging in ihrem Vortrag auf die typischen Fallen ein, in die Frauen tappen können, wenn es um das Anlegen von Geld geht. So gibt es durchaus Unterschiede im Finanzverhalten zwischen Frauen und Männern. Während Männer eher bereit sind, in Aktien oder Aktienfonds zu investieren, halten Frauen ihr Erspartes lieber auf dem regulären Sparbuch. Doch dort verliert es über die Jahre hinweg zu einem immensen Werteverlust, da die Inflation höher als die Zinsgewinne sind. Dies belegte Frau Spehn anhand anschaulicher Beispielberechnungen für alle sichtbar zum nachrechnen. Dabei wurde auch die Wirkung von Zins und Zinseszins anschaulich dargestellt.
Doch auch fehlende Geduld bei der Anlage in Aktienfonds kann zur Falle werden. Kursverluste sind normal und meist erholen sich die Kurse wieder. Um das Risiko drastischer Kursverluste zu senken, empfiehlt sie die breite Streuung über verschiedene Branchen hinweg. Denn da niemand vorhersagen kann, wie sich einzelne Unternehmen und Branchen entwickeln, werden, befindet man sich beim setzen auf nur eine Karte im Bereich der Spekulation.
Konrad Höffken, Jurist und Versichertenberater der Deutschen Rentenversicherung führte in die Systematik des Rentensystems ein. Dabei ging es nicht nur um die Altersrente. Auch Hinterbliebenenrenten und Erwerbsminderungsrenten tragen zur Zukunftssicherung bei. Dazu kommen Leistungen des Rententrägers für Rehabilitation und die Krankenversicherung der Rentner und Rentnerinnen. Die Gleichstellungsbeauftragte, Iris Schwarz, ergänzte die Präsentaion um die geschlechterspezifischen und erwerbsbiographischen Aspekte. So wurde beispielsweise gezeigt, wie unterschiedlich sich die Erwerbstätigenquoten von Müttern und Vätern, unterteilt nach dem Alter des jüngsten Kindes, darstellen. Die Grafik zu den Anteilen von Beziehern einer Altersrente, unterteilt nach Geschlechtern und Rentenhöhe verdeutlichte die Folgen, nämlich dass Altersarmut weiblich ist. Denn während 56 % der Männer alleine von ihrer Altersrente leben können (Jahr 2020), betrug der Anteil bei den Frauen nur 18,5 %.
Die Bad Honnefer Rechtsanwältin Bärbel Müßig-Klein ist seit 20 Jahren schwerpunktmässig im Familienrecht tätig. Aus ihrer ehrenamtlichen Beratung im Bad Honnefer Frauenzentrum Frauen helfen Frauen e.V. weiß sie genau, welche Spannungsfelder es in der Partnerschaft und insbesondere der Familie häufig gibt, wenn es nach einer Trennung oder Scheidung um die finanzielle Absicherung von Frauen geht. In ihrem Vortrag beleuchtete sie, worauf „Frau“ noch in „guten Tagen“ achten sollte und wo die Fallstricke liegen können. Als Fachanwältin für Familienrecht konnte Bärbel Müßig-Klein aus ihrem Berufsalltag berichten, was finanzielle Dispositionen innerhalb der Ehe für Auswirkungen bei einer Trennung haben können. Angerissen wurden dabei Fragen des Unterhaltes des ehelichen Vermögens und der Rentenansprüche. Als Resümee konnte festgehalten werden das vertragliche Regelungen vor Eheschließung sinnvoll sein können. Auch bei nichtehelichen Lebensgemeinschaften sind vertragliche Regelungen in Bezug auf die Finanzen äußerst ratsam.
Iris Schwarz, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bad Honnef zieht folgendes Fazit: „Ausreichende finanzielle Mittel sind ein wirksame Faktoren für Selbstbestimmung und Lebensqualität. Dazu braucht es aber Interesse, das Wissen über finanzielle und wirtschaftliche Zusammenhänge zu festigen. Denn Finanzplanung ist Lebensplanung – nicht nur bei Frauen. Im Prinzip sind es die vier Bs, die zum Gelingen finanzieller Selbstbestimmung beitragen: „Bildung, Beruf, Biographie und Börse“ – so hatte es eine der Rednerinnen prägnant auf den Punkt gebracht.